Fünf der knackigsten Alpenpässe auf einer Distanz von nur 225 Kilometern – das gibt es sonst nirgends außer in der Region um Andermatt. Verantwortlich für diese hohe Pässedichte sind die Urner Alpen. Sage und schreibe 57 Dreitausender recken ihre Spitzen in den Himmel.
Die Motorradtour "Fünf Freunde in der Schweiz" ist eine von über 1.000 Alpenpässen und Motorradtouren der schönsten Regionen Europas auf BikerBetten.de.
Weitere Motorradtouren Schweiz findest Du über unsere Motorrad Tourensuche. Hast Du noch kein Motorradhotel in der Schweiz gefunden, dann kannst Du das passende Hotel über unsere Motorradhotel Suche finden.
Vor dem Start zum Besuch unserer fünf Freunde ist ein Bummel durch Andermatt Pflicht. Wie eine hingemalte Idylle liegt der Ort mit seinen 1.400 Einwohnern in einem flachen Talkessel, umgeben von den weißen Spitzen der Urner Alpen. Wer beim Spaziergang durch den Kern Andermatts den Kopf hebt, erkennt weiter oben den Bannwald. Geschützt, gehegt und gepflegt, bewahrt dieser seit Jahrhunderten den lawinengefährdeten Ort vor größeren Katastrophen.
Doch jetzt schärfen wir unsere fünf Sinne und geben Gas, der erste Freund erwartet uns. Die Ortschaften Realp und Tiefenbach fliegen vorüber, dann erklimmen wir den Furkapass zum Ersten. Zum Ersten, weil wir den Furka ganz zum Schluss auf der Rückfahrt noch einmal in entgegengesetzte Richtung besuchen werden.
Wegen seiner Scheitelhöhe von 2.436 Metern, seiner teils extremen Steigung und seinen 25 kühn angelegten Serpentinen ist die Überquerung des Furka die hohe Schule des Passfahrens. Seine Trasse ist ordentlich ausgebaut, gut in Schuss und auch für Anfänger mit Spaß zu befahren. Der über 100 Jahre alte Übergang wird von den Schweizern regelmäßig gepflegt und erneuert. Ein Selfie am fotogenen Hotel Belvedere, dann geht es weiter hinunter nach Gletsch, wo sofort der Aufstieg zu Freund Nummer zwei beginnt.
Dem Grimselpass verleihen die ihn umgebenden schmalen und tiefen Stauseen seinen speziellen Charakter. Auf dieser Strecke wird ganz klar der Sinn „Sehen“ angesprochen. Und so wird die Fahrt über den 2.165 Meter hohen Alpenübergang fahrerisch und landschaftlich zur faszinierenden Angelegenheit. Man passiert Tunnels, Galerien, hübsche Dörfer und vom Wind kahl gefegte Kuppen. Der Stopp oben am Berghotel Grimselblick ist Pflicht, die Aussicht großartig.
Entspannt kurven wir anschließend das Haslital entlang, biegen in Innertkirchen rechts ab und bereiten uns schon mal auf die Erklimmung des Sustenpasses (2.224 m) vor. Freund Nummer drei. Die Route verläuft äußerst harmonisch, gehört doch die zwischen 1938 und 1945 angelegte Sustenstraße damals zu den modernsten Passstraßen der Schweiz. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: bequeme Breite, keine übermäßigen Steigungen, perfekt angelegte Kurven und Kehren, tolle Aussichten auf die Berner Alpengipfel. Einzig die unbeleuchteten Tunnels verlangen erhöhte Aufmerksamkeit.
Die Räder rollen nach dem Susten entspannt durch das Meiental. Dieses wildromantische Tal liegt im Mittel auf ca. 1.300 Meter Höhe. Wer seinem Sinn „Hören“ etwas Gutes tun will, hält in einem der Weiler und genießt die Ruhe. Keine brüllenden Autos, keine lärmenden Menschen, keine wummernde Industrie. Nur zwitschernde Vögel, summende Hummeln, raschelnde Blätter, in der Ferne gurgelt ein Bach.
Am Ende des Meientals durchqueren wir Wassen, verlassen den Kreisverkehr nach Süden und visieren den vierten Freund an: den St. Gotthard. Dazu quetscht sich die Route hinter Andermatt aber erst einmal durch die berühmt-berüchtigte Schöllenen-Schlucht. Kühne Galerien, senkrechte Felswände, schwindelnde Abgründe. Ganz oben auf 2.109 Metern Höhe warten das Gotthard-Hospiz, ein verwunschener See und eine Mondlandschaft aus Felsbrocken. Wieso nicht den Motorradsattel für eine halbe Stunde verlassen und seine Stiefel durch feuchte, grüne Matten bewegen? Für den Abstieg bieten sich zwei Varianten an: Eine bleibt auf der neuen Trasse und wird durch ihre ausgewogene Streckenführung und ihre sauberen Kurven zu einer runden Sache. Die andere zweigt hinter dem See auf die alte Trasse ab. Mit ihrem groben Pflaster und ihren spitzen Kehren macht sie den Abschwung zur Herausforderung.
Das Val Bedretto bringt uns von Airolo aus dem Nufenen entgegen. Der „Geruchssinn“ meldet sich und erschnuppert den Duft des Südens. Die Fahrt durch diese raue, zerklüftete Felslandschaft ist eine Augenweide, die einzig von den regelmäßig auftauchenden Serpentinengruppen unterbrochen wird. Oben bietet sich auf unserem fünften Freund eine Pause an, denn die Aussicht vom 2.478 Meter hohen Sattel ist traumhaft, die Röstis im Bergrestaurant sind sehr zu empfehlen und befriedigen den Sinn „Schmecken“. Ob mit Spiegelei, Speck oder als Beilage zu Zürcher Geschnetzeltem – der Schweizer Rösti ist ein Klassiker.
In Ulrichen Blinker rechts. Furka zum Zweiten, wie angesagt. Und auch von West nach Ost macht der Furka Laune. Überdies hat man ab Gletsch ständig das ewige Eis des über acht Kilometer langen Rhône-Gletschers vor Augen. Unser „Tastsinn“ beschert uns bei diesem Anblick eine Gänsehaut. Ein würdiger Abschluss dieses fahraktiven Tages zu unseren fünf Schweizer Freunden.
Tourlänge: ca. 225 km
Roadbook:
Andermatt – Realp – Tiefenbach – Furkapass – Gletsch – Grimselpass – Innertkirchen – Sustenpass – Wassen – Andermatt – St. Gotthard-Pass – Airolo – Nufenenpass – Ulrichen – Gletsch – Furkapass – Andermatt
Highlight:
Der Nufenenpass ist von den fünf Schweizer Freunden der höchste. Weshalb man dort selbst im Juni das Motorrad noch vor zwei Meter hohen Schneewänden parken kann. Nur ein paar Schritte sind es nach vorn zum Abgrund, wo sich ein unvergleichlicher Blick hinab ins Rhônetal und hinüber zu den majestätischen Dreitausendern auftut.
Pässe-Info:
Furkapass 2436 11 % 11-5 35km
Grimselpass 2165 10 % 11-4 34km
Sustenpass 2224 9 % 11-5 26km
Sankt Gotthard 2106 10 % 11-5 27km
Nufenenpass 2478 10 % 11-5 42km
Kommentare (0)