Motorradtour Hunsrück – abseits touristischer Trampelpfade
Der Hunsrück hatte es nicht leicht. Seine Geschichte ist eine Geschichte der Entbehrungen, der Tragödien, des Leidens. Weshalb? Weil dieses linksrheinische Mittelgebirge als Grenzregion zu Frankreich schon immer ein Arme-Leute-Land war. Frankreich galt über Jahrhunderte als Feindesland, zu dem man sich abschottete. Entsprechend dünn war der Hunsrück besiedelt, entsprechend dürftig Handwerk, Industrie und Handel vorhanden. Diese „Hungerperiode“ reichte bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Schlecht für die Bewohner des Hunsrücks, gut für uns Biker. Denn eine Motorradtour durch den Hunsrück wird so noch heute zu einer Fahrt abseits jeglicher touristischen Hauptrouten. Gemächlich über die typischen Hunsrück-Hochflächen kurven, kleine Städte und Ortschaften erkunden, ab und zu einen sportlichen Abstecher hinab zur Mosel unternehmen – so lautet das Rezept für eine gelungene Motorradtour im Hunsrück.
Motorradtour Hunsrück – auf dem Rücken des Hundes
Der Hunsrück verläuft von Nordost nach Südwest auf einer Länge von zirka 100 Kilometern und einer Breite zwischen 20 und 30 Kilometern. Seine Hochfläche liegt in 400 bis 500 Metern Höhe. Im Norden wird er von der Mosel begrenzt, im Süden von der Nahe, im Osten vom Rhein, und im Westen läuft er nach Frankreich/Luxemburg aus. Höchster Berg ist mit 816 Metern der Erbeskopf, ein beliebtes Zwischenziel auf jeder Motorradtour im Hunsrück.
Dieses Gebirge, das spürt man auf einer Motorradtour durch den Hunsrück, ist eher mit Westerwald und Taunus verwandt als beispielsweise mit der Eifel. Ist diese von tiefen Tälern und steilen Höhen durchzogen, präsentiert sich der Hunsrück eher als eine Art Ackerscholle: vorn steil aufragend, nach hinten relativ eben abflachend. Kein Wunder – setzt sich der Hunsrück doch, nur unterbrochen vom Rhein, im Osten in Form des Taunus fort.
Im Jahr 1074 wurde der Hunsrück zum ersten Mal in einer amtlichen Urkunde als „Hundesrucha“ genannt. Man geht heute davon aus, dass dieser Name auf den Rücken eines Hundes zurückgeht, an den die Form des Gebirges erinnert. Im Mittelalter war diese Form der Namensgebung durchaus üblich, viele Höhenzüge wurde nach Tieren benannt: Eselsrück, Katzenbuckel, Rindsrück. Sie ist also durchaus „tierisch“, die Motorradtour durch den Hunsrück.
Motorradtour Hunsrück – Entspannung im Motorradsattel
Die Industrialisierung Anfang des 19. Jahrhunderts sowie die Gründerzeit an dessen Ende kamen für den Hunsrück zu spät, um den Menschen zu nützen. Der Erste Weltkrieg, die folgende Besatzungszeit und die Wirtschaftskrise der 1920er-Jahre schadeten der Region erheblich, die Not war groß. Da beschlossen die Nationalsozialisten 1938 die Errichtung einer Straße quer durch den Hunsrück, und mit einem Mal war der Aufschwung da. Die Bauarbeiten brachten Menschen in Brot und Arbeit, nach ihrer Fertigstellung holte die nun Hunsrück-Höhenstraße genannte Trasse Handel, Gewerbe und Besucher in die Arme-Leute-Region.
Auch wir Biker profitieren heute auf einer Motorradtour durch den Hunsrück von der Höhenstraße. Auf ihrer Länge von zirka 160 Kilometern präsentiert sie sich als gut ausgebaute Fahrbahn mit harmonischen, meist lang gezogenen Kurven und Bögen. Eine Strecke zum Flanieren, zum eleganten Gleiten. Wer auf seiner Motorradtour im Hunsrück Entspannung im Motorradsattel sucht, der ist auf der Höhenstraße am richtigen Fleck. Startpunkt ist Koblenz, danach geht es weiter über Emmelshausen, Kastellaun, Kappel, Hahn, Morbach, Thalfang, Hermeskeil, Reinsfeld und Zerf nach Saarburg.
Wenn wir auf unserer Motorradtour im Hunsrück die Höhenstraße entlangfahren, sollten wir auch deren politischen Hintergrund im Hinterkopf haben. Sie war nämlich keineswegs eine reine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, sondern diente in erster Linie als militärischer Aufmarschweg, um den Westwall mit Truppen und Material zu versorgen. In den Wäldern entlang der Route wurden Nachschublager errichtet, bei Kastellaun baute man einen Flugplatz. Interessanterweise waren deutsche Soldaten nicht die ersten Krieger im Hunsrück – schon die Römer ließen hier ihre Legionen marschieren. Eine Motorradtour im Hunsrück, die der Höhenstraße folgt, führt deshalb teilweise über antike Trassen.
Motorradtour Hunsrück – gefeiert in Kino und Fernsehen
Wer nach seiner Motorradtour durch den Hunsrück mehr über Region und ihre Bewohner nicht nur während des Baus der Höhenstraße erfahren will, dem sei „Heimat – eine deutsche Chronik“ empfohlen. Der Elfteiler des Regisseurs Edgar Reitz aus den Jahren 1981/1982 erzählt die Geschichte einer Familie in dem fiktiven Hunsrückdorf Schabbach zwischen 1919 und 1982. Einfühlsam gefilmt, authentisch in Szene gesetzt und von erstklassigen Schauspielern dargestellt, gilt „Heimat – eine deutsche Chronik“ als ein Meisterwerk deutscher Filmkunst. Das Werk erhielt nicht nur den renommierten deutschen Grimme-Preis, sondern wurde auch auf Festspielen in Venedig und London gefeiert.
1992 drehte Reitz einen zweiten Teil mit dem Namen „Die zweite Heimat – Chronik einer Jugend“, dem 2004 ein dritter Teil unter „Heimat 3 – Chronik einer Zeitenwende“ folgte. Allesamt hervorragende Filme, die Lust auf eine Motorradtour durch den Hunsrück machen und gleichzeitig als Gebrauchsanweisung für dieses deutsche Mittelgebirge dienen: Das Ganze ruhig angehen lassen, sich Zeit für die Region und ihre Menschen nehmen, gemächlich durch Städte und Dörfer bummeln, auf den Hunsrücksträßchen statt des wilden Kurvenabenteuers lieber die perfekte, weil harmonische Ideallinie suchen. So wird eine Motorradtour im Hunsrück zu einer unvergesslichen Fahrt.
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